Sonntag, 3. November 2013

Erkenntnisse

Durch die Krankheit lernt man vor allem eins: Das Leben zu schätzen.
All die Probleme, die andere in ihrem sogenannten „Alltag“ so haben, verschwimmen vor dem Hintergrund einer schweren Krankheit im See der Bedeutungslosigkeit.
Leute in meinem Alter klagen normalerweise über ein stressiges Studium, eine komplizierte Beziehung, nervige Eltern, einen anstrengenden Job, zu wenig Geld fürs Auto, zu viele Termin im Kalender, langsames Internet, den Kater von der letzten Party oder über langweiliges Fernsehprogramm.
Wir kämpfen jeden Tag aufs Neue ums Überleben. Vielleicht nicht nach außen sichtbar, aber unser Körper führt Krieg, Krieg gegen die eigenen Zellen, die außer Kontrolle geraten sind.
Wir planen nicht bis nächstes Weihnachten, wir planen bis zur nächsten Untersuchung. Statt zur Arbeit gehen wir ins Krankenhaus.
Und immer diese Ungewissheit. Die Ungewissheit ist das Schlimmste. Wie steht es gerade um mich? Ist der Tumor kleiner geworden oder hat er gestreut? Sind neue Metastasen zu erkennen, oder wirkt die Chemotherapie?
Und deswegen leben wir jeden Tag, jede Stunde und jede Minute intensiver und bewusster als zuvor.
In manchen Momenten geht es uns so gut, dass wir uns fühlen als wären wir nicht krank, in anderen fühlen wir uns so scheiße, dass wir nicht mehr weiter machen wollen.
Und trotzdem wissen wir jeden Augenblick zu schätzen. Man freut sich über Kleinigkeiten, die bei anderen einfach im Tagesablauf untergehen: Ein schöner Sonnenuntergang, ein freundlicher Gruß des Nachbarn, eine aufmunternde Nachricht von Freunden, ein gedeckter Frühstückstisch, das tolle Lied, dass im Radio läuft, eine hübsche Blume am Wegesrand, der Freund/die Freundin, die auf einen wartet, die Familie, die anruft, das Haustier, das Zuneigung zeigt. Jeder Tag ohne Schmerzen, ohne Beschwerden, ohne Leute in weißen Kitteln und Schläuchen und Kabel am Körper ist ein guter Tag.
Uns geht es doch eigentlich so gut. Wir leben in Deutschland. Es gibt keinen Krieg, keine Diktatur, keine Anarchie. Wir haben ein Dach über dem Kopf und Geld auf dem Konto. Wir haben genug zu Essen und zu Trinken. Jeder kann zur Schule gehen, eine Ausbildung machen und Studieren. Armut heißt bei uns, sich einen gewissen Lebensstandard nicht halten zu können, von dem Leute in anderen Ländern nur träumen können. Wir haben die moderne Medizin.
Sogar mit der Diagnose Krebs, geht es uns hier noch viel besser als dem Großteil der Weltbevölkerung.
Deswegen seid froh über jeden Augenblick in eurem Leben, den ihr gesund und munter verbringt. Denkt immer daran, es gibt so viele Leute denen es schlechter geht und Nichts im Leben ist selbstverständlich. Lebt euer Leben und lebt eure Träume, es gibt so viel zu Erleben, ihr könnt tun wozu ihr Lust habt, die Welt steht euch offen!

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